Sonntag, 19. August 2007

Wenn Engel sprechen


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Priestertum Feind des Lichtes oder: Die Vernunft von Lebensphilosophen

“Es ist daher für einen wahren Lebensphilosophen nimmer ein Grund, darum an keinen wahren Gott zu glauben, weil er alle die Priesterschaften Arges wirken und Dinge begehen sieht, darob sich seine Vernunft ganz umkehren möchte. Denn alles das lässt der Herr also zu: erstens, dass dabei die wahre, reine Vernunft desto geweckter werde zur wahren Tätigkeit, und zweitens, dass sich das Arge dadurch desto eher selbst zerstöre und gänzlich zugrunde richte.

Menschen, die einmal durch Erziehung schon von der Wiege an völlig verfinstert sind, die merken den geistigen Lichtmangel freilich nicht und fühlen sich ganz behaglich unter den blinden Tröstungen ihrer Priester und Vorbeter, die ihnen stets eine Menge erbaulicher Geschichten zwar schon lange verstorbener, aber nach den Satzungen der Priester dereinst fromm und treu gelebt habender Menschen zu erzählen verstehen, und das mit der möglichst frischesten Färbung. Das beruhigt die total Blinden ganz und gar; sie weinen dabei oft vor lauter Rührung und werden ganz gemütlich gestimmt, was natürlich dem Priester niemals Schaden bringt.

Stelle dir eine Lage vor, wo einige wenige Sehende sich unter einer Gemeinde befänden, in der jeder ein Blinder ist! Es finge nun aber einer der Sehenden an, eine Beschreibung von der großen Herrlichkeit des Lichtes zu machen und von seinem herrlichsten Farbenspiele. Die Blinden würden ihm aber sogleich zu schweigen gebieten und ihn einen frechen und böswilligen Lügner schelten, während er von der hellsten Wahrheit doch mehr als handgreiflich überzeugt wäre!
Sage es mir oder denke dir es, wie es da den Sehenden nach und nach zumute werden müsste, und besonders, so die Sehenden die besten Mittel besäßen, die meisten Blinden der ganzen Gemeinde sehend zu machen, so diese es nur wollen!
Wie würde es dir da mit deiner reinen Vernunft zumute werden?”

(Der Engel Raphael)

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