Freitag, 24. August 2007

Die Freitagslesung


© checka / spieglein, spieglein an der wand / Bildnummer: 77642
/ Das Bild stammt aus der Bilddatenbank von www.photocase.de

Ein reicher Mann, der bekannt war wegen seiner Hartherzigkeit, kam zu einem alten Weisen auf Besuch.
Er klagte bitter über die Schlechtigkeit der Welt, über den Ärger und Verdruss, den ihm alle Menschen bereiten und über die täglich wachsenden Sorgen um die Erhaltung und Mehrung seines umfangreichen Besitzes.
Der Weise hörte ihm ruhig an, erhob sich dann schweigend von seinem Sitz und führte den Reichen zum Fenster des Zimmers.
“Was kannst du durch dieses Fenster sehen?”, fragte der Weise.
“Ich sehen den Himmel, die Bäume und die Blumen, die Häuser und Straßen und alle Menschen, die sie beleben”.
Nach dieser Antwort des reichen Mannes nahm ihn der Weise sachte am Arm und führte ihn in das Zimmer zurück vor einem Spiegel, der an der Wand hing.
“Was siehst du jetzt?”, fragte er ihn.
“Ich sehe im Siegel nur mich selbst”, antwortete der Reiche.
“Und weißt du auch, woher das kommt?”, fragte ihn der weise Alte und erklärte:
“Beides ist Glas - das Fenster, wie auch der Spiegel. Doch hinter dem Glas des Spiegels ist Silber - und nur das Silber nimmt dir den Blick auf die Welt: auf Himmel, Bäume, Blumen und Menschen - auf deinen Nächsten. Deine Sorge um dein Silber um deinen Besitz bewirkt es, dass du nichts anderes siehst, als dich selbst!”


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