Freitag, 27. Juli 2007

Die Freitagslesung



Man stelle sich einen Menschen vor, der allein im Gebirge wohnet und die Gebräuche der Stadt nicht kennt.
Er säet Korn, und nähret sich von Korn im natürlichen Zustande.
Eines Tages begibt sich der Mensch nach der Stadt.
Man gibt ihm gutes Brot, und er fragt:
“Wozu dient dieses?”
Man antwortet ihm:
“ Dies ist Brot zum essen.”
Er nimmt und kostet es mit Vergnügen. Dann fragt er wieder:
“Woraus ist es gemacht?”
Man antwortet ihm:
“Aus Korn.”
Kurz darauf bietet man ihm Kuchen an.
Er versucht und fragt dann:
“Und woraus wird das hier gemacht?”
Man antwortet ihm:
“Aus Korn.”
Später wurde ihm königliches Backwerk vorgesetzt.
Er stellt die selbe Frage wie früher, und erhält die selbe Antwort.
Dann sagt er:
“Ich besitze alle diese Dinge, ich genieße sie noch in ihrer Wurzel; indem ich mich von Korn ernähre, aus dem sie gemacht sind.”
Durch diesen Gedanken blieb er den Freuden, welche es bereitet fremd, und alle diese Freuden waren für ihn verloren.
So verhält es sich auch mit demjenigen, der bei den allgemeinen Prinzipien der Wissenschaft stehen bleibt, denn er kennt nicht die Freuden die man aus diesen Prinzipien bereitet.

( Buch des Geheimnisses )

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